Herstellung von Kokosgarnen zur Produktion von Kokosmatten und Läufern
Um den Ursprung der Fasern zu verstehen muss man sich vergegenwärtigen, dass die hierzulande erhältliche Kokosnuss letztendlich nur der Kern der Kokosfrucht ist. Um diese Nuss befindet sich ein mehrere Zentimeter dickes Faserpolster, welches die Fruckt vor Witterungseinflüssen schützt und gleichzeitig schwimmfähig ist und somit für die Verbreitung der Kokosnuss sorgt.
Aufbau der Kokosnuss
Aufgerissene Kokosschalen werden vom eigentlichen Kern, der hierzulande in Supermärkten erhältlich ist, getrennt. Das Mark und die Milch wird hierbei beispielsweise in Dosen nach Europa etc. verschifft.
Die aufgerissenen halben Kokosschalen werden nun in einem Arbeitsschritt zu schwimmenden Inseln zusammengebunden. Hier soll nun dafür gesorgt werden, dass alle Bestandteile aus dem Faserpolster, außer die Kokosfaser selber, verrotten. Die Kokosfaser ist Fäulnisresistent, daher werden auch zum Zusammenbinden der Inseln Seile aus Kokosgarn verwendet. Die Inseln werden anschließend mit Palmblättern abgedeckt.
Schwimmende Inseln aus Kokosnusschalen
Die Inseln werden anschließend wie mit einem Floß in die Mitte Backwaters (Rückstaugewässer im Süden Indiens) gefahren und dort fixiert. Nun wird Erde auf die Inseln gebracht, wobei die Palmbätter ein Durchfallen der Erde verhindern. So werden die Inseln unter Wasser gedrückt, damit jede Schale von Wasser umgeben ist.
Die Zusammensetzung des Wassers sorgt nun dafür, dass die meisten Bestandteile der Faserhülle verrotten und nur die eigentliches Kokosfaser übrig bleibt. Dieser Vorgang dauert ungefähr 8-10 Monate. Hierbei verändert sich auch die Farbe der Kokosfaser hin zu einem goldgelben Farbton.
Verrottung der Hüllenbestandteile
Nach der Verrottung werden die Fasern aus dem Wasser entfernt und anschließend getrocknet. Nun folgt der Arbeitsschritt der Spinnens. Hierzu werden die Fasern zu Spinnplätzen gefahren.
In einem zweiteiligen Arbeitsvorgang wird erst ein eindrähtiges Seil gesponnen und anschließend zwei Seile zu einem zweidrähtigen Garn versponnen. Durch die Geschwindigkeit beim Spinnen und verzwirnen sind unterschiedliche Lauflängen möglich, so dass es weichere und festere Garne gibt je nach Anwendungsbereich.
Herstellen eines eindrähtigen Seils
Verzwirnen zu zweidrähtigem Kokosgarn
© Alexander Fritzsche, 2016